” […] Seine unter anderem an der norwegisch-russischen Grenze, an der ehemaligen innerdeutschen Grenze im Harz, in der Türkei und im Ostseeraum Dänemarks fotografierten Bilder sind von subtiler Suggestionskraft. Was ist hier passiert? Wo sind die Spuren des Konflikts? Oftmals finden wir keine, blicken auf Wälder, Gebirge und Seen, schauen auf sattgrüne Wiesen und sind dennoch beunruhigt. Dem 1981 in Jena geborenen Fotografen gelingt es, uns beim Betrachten der Bilder eine gehörige Portion Unbehagen einzuimpfen. Man fühlt sich beobachtet, ausgespäht, ausgehorcht. Aber da ist ja niemand mehr. Oder?
Einige Häuser stehen in der Landschaft herum. Mal führt ein Pfad über eine Wiese, mal ein Weg durch einen Wald. Doch auch diese Spuren des Menschen machen die Orte nicht zu Schauplätzen der Geschichte. Die Suche nach geheimen Unterständen, nach Bunkern, nach Abhörstationen ist umsonst. Warum? Es ist unser Blick, unsere Suche nach Verwertbarem, die Robert Schlotter interessieren. Jede Reifenspur nehmen wir als Indiz: Ja, genau! Hier ist damals etwas passiert! Könnte sein. Muss aber nicht.
Diese Fotografien entziehen sich: Sie sind nicht leicht lesbar – oder nur auf eine Weise: Diese nüchternen, wenngleich sehr genau komponierten Landschaftsbilder erzählen mehr über den, der sie anblickt, als über sich selbst. Sie machen die Erwartung des Betrachters zum Thema. Sie spiegeln einen erwartungsvollen Blick.”