scions

pomarium

Die Veredlung von Obstbäumen ist eine sehr alte Kulrurleistung und für eine Vielzahl von Obstarten die einzige Möglichkeit Sorten über Generationen zu erhalten und weiterzugeben. Für Apfel und Birne beispielsweise funktioniert das Konzept der Samenbank nicht: Die entsprechende Sorte muss im Lebenden erhalten werden. Hierzu wurde die Technik der Veredlung entwickelt, in welcher vereinfacht gesagt ein Teil des Mutterbaumes auf eine fremde Wurzel transplantiert wird. Edelreis und Unterlage verwachsen und entwickeln sich zu einem Baum.
Pomarium ist eine fortlaufende Arbeit in welcher ich diesen Bereich zwischen Natur und Kultur visuell untersuche.

Cher soleil, chère terre,

Cher soleil, chère terre,

Während meiner Arbeit an einem früheren Projekt begann ich farbige Erden zu sammeln und mit ihnen zu experimentieren. Mit ‚Cher soleil, chère terre,‘ nähere ich mich der Erde an sich und betrachte ihre Vielfalt, Komplexität und Fragilität.

work in progress

Pigmentprints auf Moab Entrada Rag Natural, gefirnisst, 48 x 40 cm

Beyond Cold War

Beyond Cold War basiert auf einer Betrachtung der Konfrontationslinien des Kalten Krieges in Europa – Grenzgebiete in welchen sich NATO und Warschauer Pakt unmittelbar gegenüber sahen. Mein Hauptaugenmerk liegt auf der Landschaft der Grenzregionen, welche durch die politische und strategische Relevanz der entsprechenden Gebiete im Kalten Krieg eine gewisse Mystifizierung erfahren hat. Von beiden Seiten aus stellte sich die Frage nach der ‚Welt’ hinter der Grenze.“ Gleichermaßen waren ebendiese Gebiete Orte des Verbots, des Schmuggels und Agentenaustauschs, der Flucht und Tötung. Auf einer Reise von Norwegen bis in die Türkei betrachte ich die Orte und Landschaften als Schauplätze europäischer Geschichte, die gegenwärtiger denn je scheint. Unwillkürlich begibt man sich auf die Suche nach deren Spuren.

Auszug aus dem Essay «Über Grenzen» von Fabian Knierim

„[…] Mit Erinnerungsorten hat man es auch in den Fotografien von Robert Schlotter zu tun. Die Prämissen des Projekts weisen die Landschaften als Schauplätze von Geschichte aus und unwillkürlich macht man sich auf die Suche nach deren Überbleibseln. Die Komposition der Bilder fordert dazu auf. Oft führt ein Weg oder eine Straße in die Tiefe des Bildraums und lädt die Betrachtenden ein, dem Verlauf zu folgen und sich entlang der Strecke nach Anhaltspunkten umzusehen und sich einen Reim darauf zu machen. Durchaus wird man fündig. So erhebt sich über den Holzhäusern einer skandinavischen Siedlung eine kuppelförmige Architektur, eine Abhörstation vielleicht. Am Rand eines Waldwegs meint man die Reste einer Panzersperre zu erkennen, in den Boden eingegrabene Betonteile lassen an Bunkerruinen denken. Selten aber sind die Indizien so eindeutig, dass man sich über ihre Bedeutung sicher wäre. Markieren die Reifenspuren, die in den Wald führen, den Weg einer Grenzpatrouille? Was hat es mit der Konstruktion auf der Garage mit dem gelben Tor auf sich? Ist der Stacheldrahtzaun auf einer Lichtung der Rest einer Grenzanlage oder bloß die Umfriedung eines Grundstücks? Für Letzteres erscheint er zu hochgerüstet, für Ersteres dagegen wirkt er fast läppisch. Soll das der Eiserne Vorhang sein? An der Stelle, an der sich über Jahrzehnte hinweg die Vertreter zweier Systeme misstrauisch beäugten, wird der Blick selbst paranoid. […]“

erschienen in: Beyond Cold War, Halle (Saale) 2014, ISBN 978-3-95462-411-9

Jürgen Kühner on «Beyond Cold War»

„[…] Er gibt den Rahmen vor, den der Leser ausfüllen muss, dies kann durch eigene Recherche, durch Vorstellungskraft oder durch Vorurteile oder schlichte Fantasie geschehen. Ebenso bleibt natürlich der Prozess der Transformation, weg von einer Grenze jeglicher Art hin zu einem offenen Raum, dem Leser überlassen. Schlotters Fotografien entfalten ihre Wirkung erst auf den zweiten Blick. Erst durch den Kontext wandeln sie sich von generischen Landschaftsaufnahmen zu einer gesellschaftspolitischen Analyse mit der Schlussfolgerung, dass Grenzen überall und zu jeder Zeit verlaufen können und es keiner Strukturen bedarf, um Länder und Menschen zu trennen.“

https://www.framesandfascination.com/blog/photobook-review-robert-schlotter-beyond-cold-war

Memories and how to get them

Memories and how to get them

In Memories and how to get them beschäftige ich mich mit der Folge von wahrnehmen, empfinden und reflektieren. Es gibt nicht ‚eine’ Wirklichkeit. Durch die subjektive Betrachtung der Umwelt eines jeden von uns ergibt sich immer auch ein subjektives Abbild dieser. Ich will da anschließen wo sich die Bilder die als Repräsentation des Erlebten im Erinnerungsbewusstsein vorhanden sind mit solchen überlagern, die als Zeichen für ein physisches Bild (durch Apparat erzeugt) Einzug in das Gedächtnis gefunden haben. Die Betrachtung der Erinnerung bzw. des autobiographischen Gedächtnisses, welches schließlich die eigene Wirklichkeit darstellt, als ein Konstrukt vager, latenter Bilder.
Als Ausgangsmaterial für meine Arbeit verwende ich gefundene Super8-Amateurfilme. Ich reproduziere Filmbilder aus der laufenden Projektion. Je nach Intensität der Filmbewegung und entsprechender Belichtungszeit ergeben sich Überlagerungen und Bewegungsunschärfen die den endgültigen Bildern, ebenso wie den Bildern im Erinnerungsbewusstsein, einen vagen, latenten Charakter verleihen. Mit einer freien assoziativen Zusammenstellung der Bilder folge ich dem Prinzip der konstruktiven Funktionsweise des Gedächtnisses und dessen Drang der Erzeugung eines kohärenten Bildes des Ganzen welches uns umgibt.

From ‚I was here‘ by Michèle Walerich

Memories and how to get them raises the question about the latent, fragmentary nature of photography. On the one hand, its shifting between reality and fiction and vice versa gives rise to a quasi-infinite participative narrative. On the other hand, the awareness of the diversity of potential openings to representation stresses the impossibility of one absolute literal image and sharpens our critical reception and the way in which we deal with images. This topic is even more relevant when photography is used as a means to reflect upon the past and on collective remembrance. Contrary to popular opinion, memory is not a stable reservoir, but is shaped by the very act of recollection. Each alteration in world view involves new means of constructing it.“

erschienen in: Tourists & Nomads, Marburg 2012, ISBN 978-3-89445-464-7

Auszug aus dem Essay «Beyond Irony» von Daniel Neugebauer

„[…] Definitely, Schlotter feels an urge to avoid a sweet and superficial melancholia of the omnipresent Instagram images or Lana del Rey music videos with their pretend-historicism. He creates hyper-images to counter hyperrealistic aesthetics. They are successful because they take on responsibility for the presented. They don’t celebrate the broken down distinction between what is true and what is not. Instead, they show the mechanism of our memory as a source for image production. […]“

erschienen in: The Space Beyond, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-9812239-4-1

Auszug aus dem Essay «The Space Beyond» von Katharina Bosse

„[…] The announcement of something about to end is what captures my gaze in Robert Schlotter’s images. The long exposure photographs of old-fashioned amateur movies fragment time in a different way than Cartier-Bresson‘s reflex action shots. Schlotter‘s photographs appear to be passive repositories in which the moving image is caught. Movies coagulated into photography, losing their dimension of time; what is left on the surface is the light of the projection lamp, bordered by a dark frame. The images in Memories and How to Get Them, with their eerie quality of a ghostly road trip, make me think of the passing of time, the death of Roland Barthes. […]“

erschienen in: The Space Beyond, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-9812239-4-1

Kroatische Adria Hotels

Kroatische Adria Hotels

Während des Kroatien-Krieges waren vor allem Dubrovnik und das Umland der Stadt von heftigen Kriegshandlungen betroffen. Die Schlacht um Dubrovnik begann im Oktober 1991 und dauerte neun Monate an. Ziele der Angriffe durch die Jugoslawische Volksarmee waren dabei meist zivile, da sich kaum militärische Anlagen in der Region befanden. Da die Region um Dubrovnik im Wesentlichen vom Tourismus lebt, war die Zerstörung vieler Hotels und touristischer Anlagen in und um Dubrovnik ein herber wirtschaftlicher Schlag.
Der Tourismus im kroatischen Süden wurde wieder belebt, viele der Hotels liegen allerdings immer noch brach und warten auf Instandsetzung oder Abriss. Im Jahr 2008 fotografierte ich diese brachliegenden Hotels, an welchen man auch noch zwanzig Jahre nach Beginn des Kroatien-Krieges die Spuren der Zerstörung sehen konnte.

Halle-Silberhöhe

Halle-Silberhöhe

Zwischen 1979 und 1989 wurde im Süden der Stadt Halle (Saale) der neue Stadtteil Halle-Silberhöhe in Plattenbauweise errichtet. Auf einem Areal von rund 200ha wurden ca. 15.000 Wohnungen für etwa 39.000 Menschen erbaut. Notwendig geworden war diese städtebauliche Maßnahme unter anderem durch einen zusätzlichen Arbeitskräftebedarf in den naheliegenden chemischen Kombinaten Buna und Leuna. Halle-Silberhöhe wurde nicht im Sinne einer sozialistischen Idealstadt erbaut, sondern folgte einzig dem Ziel der Wohnraumschaffung.
Bis 1989 bestand ein hohes Maß an sozialer Durchmischung in Halle- Silberhöhe. Nach 1989 kam es zu starken Veränderungen auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt. Arbeitslosigkeit, soziale Entmischung und Leerstand waren zu beobachten und vor allem junge Menschen verließen die Silberhöhe. Seit Mitte der neunziger Jahre verlor Halle Silberhöhe mehr als die Hälfte seiner Einwohner und bis 2004 stieg das Durchschnittsalter um zehn Jahre. Aufgrund der drastischen Leerstandszahlen wird Halle Silberhöhe nun teils punktuell, teils flächig zurück gebaut, die entstehenden Brachen sollen weitestgehend aufgeforstet werden.

Halle-Silberhöhe erschien 2009 als Buch im Mitteldeutschen Verlag